Verlegung von flexiblen Fernwärmekabeln im horizontal Spülbohrverfahren
Im Nordosten der Landeshauptstadt Hannover entstehen 100 neue Wohnein-heiten, die gemäß Bebauungsplan mit Fernwärme versorgt werden müssen. Diese Bauprojekt wird von der örtlichen enercity Netz GmbH umgesetzt. Aufgrund der bau-lichen Gegebenheiten und der Planungen, wird hier ein modernes Verfahren zum Verlegen der Fernwärmeleitungen eingesetzt. Konkret werden die Fernwärmeleitungen mittels eines Horizontal-Spülbohrverfahrens in den Untergrund eingebracht, somit können die Auswirkungen auf der Oberfläche auf ein Minimum beschränkt werden. Anders als bei der herkömmlichen Verlegung durch das Tiefbauverfahren, bei dem für die Leitungen aufwändig ein Graben in offener Bauweise ausgehoben werden muss, sind beim Horizontal-Spülbohrverfahren lediglich die beiden Baugruben als Start- und Zielgrube am Anfang und Ende der Leitung zu sehen.
Aspekte eines innovativen Bauablaufes
Eine Bauweise, die die Hannoveraner enercity Netz GmbH bereits für mehrere Bauvorhaben genutzt hat. Neben den Aspekten eines innovativen Bauablaufes spielen auch die Gesichtspunkte des Umweltschutzes eine große Rolle.
„Die Herausforderung bei diesem Bauvorhaben, war die Unterquerung einer vielbefahrenen vierspurigen Hauptstraße sowie des Gleisbetts der dort verlaufenden Straßenbahn. Eine konventionelle Verlegung im Tiefbau hätte uns vor verkehrstechnisch nahezu unlösbare Aufgaben gestellt.“ sagt Hans Marten, Baubeauftragter für Leitungsprojekte bei der enercity Netz GmbH.
PU-Schaum ist von einem weiteren Stahlwellrohr ummantelt
In Verbindung mit dem Horizontal-Spülbohrverfahrens kommen hier Flexwell-Fernheizkabel der Brugg Rohrsysteme zum Einsatz. Neben dem Verlegeverfahren bieten die Flexwell-Fernheizkabel trotz der Flexibili-tät eine hohe Steifigkeit und können somit auch außergewöhnlich hohe Verkehrsbelastungen auffangen. Damit ist es für den Einbau unter Verkehrsflächen wie Straßen ideal geeignet. Das FLEXWELL-Fernheizkabel der BRUGG Rohrsysteme GmbH aus Wunstorf ist ein gewelltes Stahlmantelrohr, welches an einem Stück in der geforderten Länge gefertigt wird. Das aus Edelstahl gefertigte Innenwellrohr ist von einem flexiblen Polyurethan-Hartschaum umgeben, in welchem auch die Adern für die Leckageortung eingebaut sind. Der PU-Schaum ist von einem weiteren Stahlwellrohr ummantelt. Zudem schirmen eine Polyment-Schicht und ein Polyethylen-Schutzmantel das Rohr vor äußeren Einflüssen im Boden ab.
„Die Herstellung dieser gewellten Stahlmantelrohre erlaubt es uns, Fernwärmeleitungen in einer maximalen Länge von bis zu 1.000 Meter am Stück zu fertigen“, sagt Herbert Streletzki, Produktmanager bei BRUGG Rohrsysteme GmbH.
Verlegen der flexiblen Leitungen mittels Horizontal-Spülbohrverfahren
Die Leitungen werden auf Kabeltrommeln gewickelt und können so individuell an jeden Einsatzort transportiert werden. Speziell bei dem Bauvorhaben in Hannover wurden je zwei 223 und 120 Meter lange Rohrleitungen geliefert, die in zwei im 90-Grad-Winkel miteinander verbundenen in unterirdischen Bohrungen verlegt worden sind. Insgesamt hat die Bauzeit von der Einrichtung bis zur Fertigstellung nur knapp 12 Wochen betragen. Eine Zeitersparnis von rund einem Drittel. Durch das Verlegen der flexiblen Leitungen mittels Horizontal-Spülbohrverfahrens wurden im Stadtgebiet Hannover größere Verkehrsbeeinträchtigungen vermieden. Hierbei spielte auch die im Vergleich zu herkömmlichchen Aushubverfahrwen geringe anfallende Aushubmenge eine Rolle, wodurch nötige Transport-Leistungen vermieden werden konnten.
Wissenswert
Dass bei Brugg Rohrsysteme die Fernwärmeleitungen „Kabel“ genannt werden, hat einen einfachen Ursprung. Die Wurzeln liegen in der Kabelherstellung, als sich das Unternehmen vor 50 Jahren dann auch der Herstellung von Fernwärme-leitungen in der jetzt bekannten Kabel-bauweise gewidmet hat. Entsprechend der Firmenphilosophie wurden die neuen Leitungen ebenfalls „Kabel“ genannt. Denn schließlich sind diese aus einem Stück gefertigt und auf transportable Kabetrom-meln gewickelt. Das FLEXWELL-Fernheizkabel ist dabei in den Nennweiten DN 25 bis DN 150, für Betriebsdrücke bis 25 bar und Betriebs-temperaturen bis 150°C erhältlich.
Weitere Informationen: BRUGG Rohrsysteme GmbH, Adolf-Oesterheld-Straße 31, 31515 Wunstorf, www.pipesystems.com
Der Beitrag ist erschienen in der RohrPost, dem Fernwärme Informationsdienst des Bundesverband Fernwärmeleitungen. Ausgabe 20, März 2020